Hallo liebe Claudia,
jetzt will ich dir von unserem Indienurlaub –(abenteuer) berichten, wie gerne würde ich das auf unserer Terrasse bei einem schönen Essen machen oder falls du keine Zeit hast weil dein USA-Urlaub in den Endphase der Planung ist, dann würdest du dir ein paar Minuten auf dem Sofa gönnen, du hast dazu extra den sehr schönen grünen Saris angezogen und hast den Laptop auf dem Schoß und eine große Tasse Massalatee steht auch bereit.
Der Bericht zeigt Indien wie ich es gesehen habe und es wird dich in vielen Teilen auch an deine Reise vor gut einem Jahr erinnern.
Wie du uns kennst sind wir natürlich rechtzeitig um 14.00 Uhr los gefahren, damit wir in Frankfurt gemütlich noch etwas Essen und Trinken könne, da unser Flug erst kurz nach 21.00 Uhr startete, doch einige größere Staus verhinderten dies, so dass wir erst gegen 18.00 Uhr in Frankfurt ankamen (und es lag nicht an meinem Fahrstil). Trotzdem konnten wir alles in Ruhe erledigen, der Flug selber war zwar etwas unruhig, aber da wir über Nacht flogen, haben wir die meiste Zeit geschlafen.
In Delhi wartete bereits Kumar und sein Freund Ankit auf uns, nachdem wir noch etwas getrunken hatten hieß es ab 10.00 Uhr das Taxi kommt gleich, da lernten wir schon die indische Zeitauffassung kennen, den es wurde kurz vor 11.00 Uhr bis es endlich eintraf, da es nicht sehr groß war, musste ein Großteil des Gepäcks auf dem Dach fest gebunden werden, die Fahrzeit nach Agra sollte ca. 3 Stunden betragen und da wir erst ab 15.00 Uhr einchecken konnten, machten wir uns bereits Gedanken was wir in der Stunde vorher noch sinnvolles machen können. Doch als wir nach 3 Stunden zum 3. Mal an dem gleichen botanischen Garten vorbei fuhren und dieser auch noch im Stadtgebiet von Delhi lag, war dieses Problem auf „indisch“ gelöst, Zum Glück mischte sich dann Alexandra vom Rücksitz aus wegen der weiteren Fahrtroute ein, so dass unser inzwischen doch verunsicherter Fahrer zumindest die richtige Richtung eingeschlagen hat. Unterwegs fragte er fast jeden den er am Straßenrand sah nach dem Weg, da er noch sehr unerfahren war. So gegen 19.00 Uhr kamen wir dann im Hotel an und der Fahrer tat Mama so leid, dass sie ihn mit einem üppigen Trinkgeld auf die Heimreise schickte. Wir machten uns kurz frisch und gingen dann noch an der Bar vorbei ehe wir zum Abendessen gingen.
Kumar unterhielt sich mit einem Kellner der uns den Tipp gab zuerst zum Taj Mahal morgens zu gehen, da es später viel mehr Touristen gibt und auch die Sonne mehr Kraft hatte, also gingen wir kurz vor 6.00 Uhr per Tuck Tuck Richtung Taj Mahal, dann mussten wir noch auf ein Fahrrad-Rikshaw umsteigen, da es leicht abwärts ging war das für unser Fahrer kein großes Problem. Es hatte sich bereits am Eingang eine größere Schlange gebildet, doch war die Wartezeit noch erträglich. Ich hatte im Rucksack auch ein Bild von dir dabei, welches wir von deinen Arbeitskollegen bekommen hatten, doch leider sagte man mir, dass ich es nicht heraus nehmen darf. Als wir dann vor dem Taj Mahal standen hatte ich ein unheimlich starkes Gefühl, dass du ganz nah bist und als ich in die verweinte Gesichter von Mama und Alexandra gesehen habe, da wusste ich dass es ihnen genauso ging. Es gibt glaube ich nicht viele Orte auf dieser Welt an denen ich mich dir so nah gefühlt habe und es war sehr bedrückend diesen wunderschönen Tempel zu besuchen. Auf dem Rückweg hatte unser Rikshawfahrer dann nicht so viel Glück, denn dieses Mal ging es leicht bergauf und mit Mama und mir auf der Rückbank und ohne Gangschaltung oder sonstiger technischer Hilfsmittel musste er das Fahrrad mit den Gästen halt schieben.
Nach dem Frühstück ging es dann zum roten Fort, von wo man einen schönen Blick auf den Taj Mahal hatte, leider war es aber ziemlich diesig und sehr heiß. Gegen Abend sind wir dann wiederum mit dem Tuck Tuck auf einen großen Platz gefahren, an dem wir einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Blick auf den Taj Mahal genießen konnten, auch hatten wir dich wiederum dabei, denn wir hatten eine Kerze mit deinem Bild mitgenommen, da aber Wachleute ständig herum gelaufen sind, trauten wir uns nicht die Kerze anzuzünden.
Tags darauf ging es dann weiter zum Nationalpark Ranthambore, der ca. 300 Kilometer von Agra entfernt lag, doch diese Entfernung sind im Taxi in Indien ca. 7 Stunden Fahrzeit, was den schlechten Straßen geschuldet ist, da es morgens bereits wieder um 6.00 Uhr auf Pirschfahrt ging zogen wir uns nach dem Essen bald zurück. Die erste Pirschfahrt war leider nicht sehr erfolgreich und so kehrten wir etwas enttäuscht ins Hotel zurück, wo uns andere Besucher aber berichtet haben, dass sie Tiger gesehen hätten, nach unserem 3-stündigen Urlaub (ja den gab es auch) in denen wir am Pool lagen und uns dann auch noch im kühlen Zimmer ein Mittagsschläfchen gönnten. Gegen 14.30 Uhr bei gefühlten 50 Grad ging es dann auf zur 2. Fahrt, als wir nach 2 Stunden noch immer keine Anzeichen von einem Tiger hatten, schwand bei mir die Hoffnung, doch dann sahen wir 3 Schwarzbären, welche uns der Guide als noch größere Seltenheit als ein Tiger verkaufen wollte. Doch kurze Zeit später hatten wir Glück, von einer Anhöhe aus sahen fast alle (außer mir) einen Tiger in einer Felsspalte liegen, zum Glück zoomte Alexandra ihn ganz toll mit der Kamera her, so dass ich auf dem Bild den Tiger auch gut erkennen konnte, kurz Zeit später sah man dann die Tigermutter wie sie sich bei der Hitze in ein Gebüsch legte, alle Autos blieben stehen und ich dachte mir bei der sengenden Hitze auf was warten die , doch dann kam ein Hirsch gemütlich Richtung unseres Tigers angetrabt und dieser stürzte sich dann aus seinem Versteck, doch da Tiger sehr schlechte Jäger sind, musste an diesem Tage „Hirsch“ von der Speisekarte gestrichen werde. Später sahen wir auch noch ihre beiden schon etwas größeren Jungen und sie trabte auch noch für die Fotografen sehr schön vor den Kameras vorbei.
Am nächsten Tage flogen wir dann von Jaipur nach Delhi, wo wir eine Nacht verbracht haben, in Delhi angekommen fuhren wir wiederum mit dem Tuck Tuck (was auch richtig Spaß machte) zum India Gate einem Denkmal für verstorbene Soldaten, da waren Mama und ich sogar manchmal für ein Selfie das Objekt der Begierde, da konnte ich mir gut vorstellen wie es euch vor gut einem Jahr ergangen ist als Manuela, Alexandra und du in Delhi und Jharkhand unterwegs waren. Auf dem Rückweg hielten wir dann in einer Einkaufsstraße und das gefiel natürlich Mama ganz besonders, vor allen Dingen die Tischdecken, Schals und Mädchenkleider haben es ihr angetan. Zurück im Hotel ging Mama und ich nach dem Essen noch in der Bar etwas trinken und dann bald zu Bett, da es am nächsten Morgen Richtung Kumars Heimatort ging. Doch schon bei der Abfahrt vom Hotel hatte sich das Taxi verspätet und für die ca. 10 Kilometer bis zum Flughafen brauchte er dann fast 2,5 Stunden, da gefühlt in Delhi es keine Parkplätze gibt und daher alles was fährt ständig unterwegs ist. Am Flughafen angekommen rannte Mama und ich (so schnell es eben ging) zum Abflugschalter und die gute Nachricht war dass wir die Maschine noch erreichen werden, doch die schlechte Nachricht nur ohne unsere Koffer, da das Gepäck schon verladen ist.
Alexandra ist das ja gewohnt dass man in Indien Flüge verpasst und so buchte sie halt neue Flüge doch die gingen halt statt um 11.00 Uhr erst um 18.00 Uhr, dann kamen wir endlich gegen 20.00 Uhr in Ranchi an, wo das Taxi seit ca. 13.00 Uhr auf uns wartete, das Taxi war für 8 Personen ohne Gepäck ausgelegt und da auch noch 2 Freunde von Kumar mitfuhren waren wir 7 Personen, nach einigen Proben fanden wir dann doch Platz für unsere 4 Koffer, Reisetasche, 3 Rücksäcke und die erste große Tasche von Regina mit ihren ersten Einkäufen.
Erschöpft kamen wir im Hotel an und zogen uns gleich auf die Zimmer zurück, da wir am anderen Morgen die Eltern von Kumar besuchen wollten, wir wurden sehr herzlich empfangen und man hatte gleich ein gutes Gefühl bei der Familie, sie haben ein schönes Haus mit 10 Zimmern und es war sehr sauber. Kumar und ich gingen dann kurz zum Frisör, er meinte ca. 25 Minuten, doch in indisch wurden daraus 2,5 Stunden, da schon alleine der Fahrtweg ca. 40 Minuten betrug, dann gingen wir alle noch in den Zoo und wieder in das Dorf zum shoppen, Mama und Alexandra kauften sich Saris in dem gleichen Geschäft in dem ihr 3 letztes Jahr wart, beim Hinausgehen rief uns der Verkäufer nochmals zurück und zeigte uns auf seinem Handy ein Bild mit euch Dreien darauf, das war sehr schön und auch wiederum sehr schmerzlich, denn du sahst so glücklich und zufrieden aus. Abends waren wir noch bei Kumars Familie zum Essen eingeladen, da wurden dann Pläne für den anderen Tag geschmiedet, doch das Programm war eigentlich schon bei der Abfahrtszeit über den Haufen geworfen, denn die war eine Stunde später als vereinbart, so dass wir auch dann nicht das volle Programm schafften und da noch Abends die Geburtstagsfeier um 20.00 Uhr für Alexandra anstand, mussten wir ja auch einigermaßen pünktlich zurück sein. Mama, Alexandra und ich saßen dann auch frisch geduscht kurz vor 20.00 Uhr in unserem Hotel und hatten genügend Zeit uns über die vielen tollen Eindrücke die wir gesammelt hatten zu unterhalten, da unsere Gäste sich um ca. 45 Minuten verspäteten, was aber anscheinend so ungewöhnlich nicht ist, doch für Alexandra war es ein sehr schöner Abend.
Tags darauf stand noch die restlichen Einkäufe an, die ich leider nicht mitmachen konnte, da ich etwas außer Gefecht gesetzt war und somit mich im Hotel besser aufgehoben fühlte, gegen 16.00 Uhr fuhren wir dann mit dem Taxi zum Zug und mit dem dann nach Kalkutta, die Zugfahrt war schon ein besonderes Erlebnis. In Kalkutta angekommen fuhren wir dann mit dem Taxi zum Flughafen und unterwegs gab es ziemliche beeindruckende Bilder von Menschen die neben der Straße auf dem blanken Boden schliefen und wie auch in Delhi viel Unrat neben den Straßen, da es ja kleine Müllabfuhr gibt. Die ganze Zeit begleiteten uns Kumar und seine Freunde, von denen wir uns dann leider am Flughafen verabschieden mussten, der Rest der Heimreise verlief dann Problemlos.
Ja liebe Claudia, dieses herrlich verrückte Indien, das passt so richtig zu dir, weil du ja auch so liebenswert verrückt bist, du hast mir noch gesagt wie sehr dich dieses Indien beeindruckt hat und auch wir sind mit vielen schönen Erinnerungen und Eindrücken heim gekommen, doch am wichtigsten war für uns, dass wir Kumars Familie kennen gelernt haben und dabei die Gastfreundlichkeit und der Herzlichkeit dieser Familie erfahren durften.
Schade dass ich dir das nur noch auf diesem Wege erzählen kann und ich von dir auch keine Antwort bekomme, aber es ist trotzdem immer wieder schön dir zu schreiben, du fehlst so sehr.
In Liebe dein –Papa-